Donnerstag, 1. Dezember 2011

impressioni di venezia

Che ti par di quell’aspetto?
wie gefällt dir dieses gesicht? (cosi fan tutte)



 venedig hat ein besonderes gesicht. ein weltbekanntes gesicht, das pro jahr, mal so über den daumen gepeilt, von 16-17 millionen menschen besichtigt und konsumiert wird, touris, die sich meist kurz aufhalten, ihren dreck dalassen und durchschnittlich maximal 15 euros ausgeben.
diese stadt ist für mich ein wunderschönes clichè. hier ein gondoliere,in malerischer tracht, breitkrempiger hut mit bunten bändern, samt seiner beinahe echt-gold verzierten gondola, die„barcarole“ trällernd. da und dort die unzähligen palazzi und campanili, basilici und malerischen ponti über die canali incl. mercatii.ii.ii.i..i..i... und murano-glas- kitch und carnevals masken… und schrecklich viel tourismus-trubel, ohne den die stadt aber wahrscheinlich bereits untergegangen und tot wäre.
einerseits hält der fremdenverkehr venedig am leben, andererseits - ich bin sensibel genug um das zu spüren -  hängt die abhängigkeit davon den venezianern bereits zum halse heraus. die berühmte katze die sich in den schwanz beißt.
operettenhaft und zum weinen schön.
ich erlebe hier allerdings immer das gefühl der vergänglichkeit und der trauer um den feudalismus - wo der doge noch gnädig mit der rechten hand vom balkon winkt, mit der linken einen flugs über die seufzerbrücke gleich in die lagune oder in den bagno werfen läßt und der juwelengeschmückte papst in der sänfte rumgetragen wird.
wie immer und überall suche und finde ich auch eine komische und eher weniger bekannte seite des gesichts einer stadt - zu dem unter anderem hier der gute giacomo casanova, frauenversteher und verführer, gehört. nun sein leben war vielleicht nicht wirklich witzig aber in dieser kirche hier, der „chiesa san samuele“ z. b.
wurde er damals zum priester geweiht und bald darauf, genau gesagt am 19. märz 1741 wieder rausgeworfen, weil er während einer predigt betrunken von der kanzel fiel. *grins*
im cannaregio viertel gibt es das alte und das neue ghetto, also das jüdische viertel, und weil die bezeichnung „ghetto“ venezianischen ursprungs ist, sind die venezianischen juden ganz besonders – wie sag ich es nett – besonders jüdisch selbstbewußt?



sie haben jedenfalls scheinbar nur wenig übrig für ausländische gojs und schicksen und zu ihrem größten bedauern müssen sie aber hauptsächlich von ihnen leben. der campus auf dem die alte synagoge steht ist das herz des zentrums und dort ist die athmosphäre und die luft ungeheuer entspannend. kein lärm, herrliche stille, "kane leit" , aber, wie könnte es anders sein, einige verlockende möglichkeiten die mitgebrachten teuros loszuwerden.
ich will gerne mit einem venezianischen juden ins gespräch kommen, gehe in die synagoge und lache mir einen schammes an, der aber so abweisend auf mich herab sieht, dass ich stehenden fußes vergesse, was ich ihn eigentlich fragen will und die einzige alternative, die mir dazu einfällt, ist mit dem finger auf etwas in seiner souvenir -kollektion zu zeigen und höflich interessiert zu fragen was das ist.
der schammes: das is a dreidl!
hm,.... was ist ein dreidl?
die genervte antwort: das dreidl wird gedreht und das hebräische zeichen, welches dann oben liegt, wird dann aus der thora gelesen.
aha, verstehe! also ein orakel?
der eingebildete pinsel dreht sich mit seinem verachtungsvollsten blick weg von mir – was red ich mit der!  heißt das …
das wort orakel hätt ich nicht aussprechen sollen, wo ich doch eh weiß, dass die juden zwar selber bis über ihre ohren mystiker sind, aber alles andere nichtjüdisch mystische leidenschaftlich verachten und verleugnen.

schöne gärten haben sie aber auch die venezianer, das sollte nicht unbeachtet bleiben, oder?

der nachtzug nach wien geht erst um 21h, der bahnhof in venedig hat zurzeit keinen wartesaal, sämtliche bahnhof-bars schließen seltsamerweise am nachmittag bereits, die lust noch schnell irgend etwas zu unternehmen können inga und ich nicht mehr finden, also heißt es in der zugigen halle zu sitzen und zu frieren? aber doch nicht mit uns ! also leeren wir vergnügt sämtliche bottiglias mit venezianischem wein, die wir eigentlich mitbringen und verschenken wollten. es wurde uns wohlig warm, wir haben mit den einheimischen tauben nette gespräche geführt und dann die heimreise selig durchschlafen. inga hat so laut geschnarcht, dass der zugbegleiter nachschauen gekommen ist ob da nicht jemand am abkratzen ist * grins *