Dienstag, 6. Mai 2014

paradigmenwechsel

also sooo einfach ist das nicht, das ding mit der "lebensgeschichte aufschreiben".
setz dich einfach hin, sagte ich zu mir, und schreib alles was war auf, immerhin warst du live dabei. dazu braucht es ja wirklich keine intelligenz-kapriolen oder poetisch- literarischen kokolores.
so sagte ich zu mir und glaubte auch noch daran - bis ich vor dem leeren word-blatt sitze und mich mein ebenso leeres oberkopfteil erschreckt.
was soll ich schreiben? ich erinnere ja überhaupt nix! und wenn doch, wo fange ich an? beginne ich beim urschrei im kreißsaal, oder werfe ich mich sozusagen in "the middle of the road"? oder bleibe im hier& jetzt und gehe es sozusagen arschlings an? **stöhn**
das spannende aber an dieser erinnerungs-arbeit ist, dass mir plötzlich und unerwartet meine vorfahren immer näher kommen. ich sehe gerade jetzt in diesem augenblick z.b., dass meine eltern großartige und wunderbare persönlichkeiten mit einer total interessanten eigenen lebensgeschichte waren, und ich merke beschämt, dass sie für mich, als sie noch gelebt haben, im grunde genommen primär in bezug auf mich selber, meine wünsche und bedürfnisse existent waren.
plötzlich bin ich ganz gerührt und sehr stolz auf die beiden und der ewige vorwurf, dass sie sooo viele fehler gemacht und mich soooo chaotischen umständen und situationen ausgesetzt hatten ist total verwandelt, in - wie soll ich sagen - lernen, erkennen und verstehen? aber vor allem in dankbarkeit! wären die beiden nicht so und so gewesen, wäre mein leben nicht so und so gelaufen und ich könnte womöglich nicht da sitzen und mich durch diese auf einmal seltsam klaren erinnerungen erleuchten lassen!
meine eltern waren vollblutkünstler, die bühne war ihr leben, bis das schicksal zuschlug. runter von den brettern die die welt (im wahrsten sinn des wortes für die beiden) bedeuteten und rein in die welt der pfannen, töpfe, wein und bierfässer. der großvater ist tot die beiden müssen den bis dato perfekt florierenden gastronomie-betrieb übernehmen. natürlich gelingt es den beiden, nach ein paar harten in vollem frust arbeitsjahren, pleite zu machen. für eine rückkehr zur bühne war es zu spät und so blieb ihm nur mehr der suff und ihr der krebs.
schicksal - was ist das? haben wir es in der hand mit-zu-bestimmen? laufen wir auf unserem weg wie zombies  gelenkt von....oben? brauchen wir für jeden furz ein bittgebet oder ritual um zustimmung? und wenn das erbetene und erwünschte eintrifft, ist das dann segen oder fluch?
astrologisch würde ich es so ausdrücken: das radix zeigt unsere determination innerhalb der wir uns lebendig und frei entwickeln können - und das sagt -  was?
seufz, ich vermute auf dieser ebene gibt es gar keine antworten. paradigmenwechsel eben ist angesagt.