hab heut nacht von ihr geträumt, also krame ich unsere gemeinsame kurze geschichte aus.
sie war die geschickteste zauberin, der ich je begegnet bin.
sie taucht eines
tages am hexenstammtisch auf, beeindruckend schön, charmant plaudernd, witzig
und ganz nebenbei will sie unbedingt unser altes handwerk bei mir lernen
und in den nächsten kurs einsteigen.
also macht sie beim anfängerkurs
mit und über kurz oder lang ist völlig klar, dass sie uns alle mit ihren außergewöhnlichen magischen fähigkeiten
überholt und meilenweit übertrifft.
sie brauchte
offensichtlich nur den sogenannten schubs in richtung theoretischem
grundwissen, damit sie ihrem talent und ihrer kunst auch vertrauen und sinnvoll einsetzen kann.
was immer ich zum
beispiel, gewünscht oder gebraucht hätte, sie hat es „materialisiert“,
was immer für ideen aufgetaucht sind, sie hat alles wahr gemacht.
ich hab sie lange nicht mehr gesehen. wir waren oder besser sind uns in
einer seltsamen karmischen weise zu wesensverwandt um es länger
miteinander auszuhalten und so trennten sich unsere wege, aber sie
bleibt natürlich auf spannende weise in meiner erinnerung.
ihre magie war ganz natürlich und so unspektakulär wie selbstverständlich.
zum beispiel:
eines tages überlege ich als wir im auto unterwegs zu einem ritual
im wald waren, dass zum fächern des räucherwerks ein raubvogelflügel idealer wäre als meine einzelne adlerfeder. ein paar
minuten später bremst sie den wagen und bleibt stehen, weil vor dem auto
mitten auf der straße der ganze flügel eines bussards liegt.
oder
wir unterhalten uns über die hahnenkralle der Luisa Francia während wir
uns zum trommeln hinhocken und ich erzähle, dass die alten zum trommeln ganze
hirschbeine samt fell verwendet hätten, da läutet es an der tür,
draußen steht ein wildhändler und bietet uns unter anderem hirsch oder
rehbeine und hahnenkrallen an, genau die, von denen eben die rede war.
ich
behaupte, dass Ayurveda und Tantra am besten vorort und zwar auf Sri
Lanka praktiziert wird, und am nächsten tag ist sie unterwegs nach – eben
Sri Lanka.
ich schlage ganz nebenbei vor, irgend einmal sozusagen mit
vereinten kräften könnten wir einen Göttinnen-tempel bauen -sie hat
ihn flugs hingezaubert.
solche und ähnliche "zauberkunststücke "gab es in den zwei jahren unserer bekanntschaft unzählige und die artefakte sind manifest und einige besitze ich noch.
sie wünscht sich zur hochzeit ein schloss und er hat ihr ein schloss gebaut, sie wünscht dies und das und alles geschieht genau so wie sie es will.
es
war einfach überwältigend. aber als sie dann in ihr kleines reich eine
legion von schutzgeistern aus anderen welten geholt hat, wurde es mir
einfach zuviel. es waren ziemlich radikale und militante wesen die sie
vor allem und jedem, auch vor mit, beschützen wollten und gegen die
wollteund konnte ich ganz einfach nicht ankämpfen.
der frau selber
ist ihre magie dann auch über den kopf gewachsen und sie hat gleich nach
unserer trennung einen ganz bürgerlichen job angenommen, um ebenfalls
von diesem zauber- teufels- kreis loszukommen und abstand gewinnen.
da fällt mir noch eine schöne geschichte
der zauberfrau ein: eines tages war sie niedergeschlagen und traurig.
auf meine frage meint sie, dass ihr die lebenslust und vor allem die
lust am sex abhanden gekommen sei. irgendwie findet sie besonders ihr
liebesleben langweilig und so schrecklich vorhersehbar. also will sie
etwas dagegen oder dafür tun und beschließt kurzerhand auf
visionssuche zu gehen.
sie packt ihren schlafsack und
eine flasche rotwein und macht sich auf, um unter freiem himmel die
ganze nacht lang zu meditieren, die Göttin zu rufen oder sonst irgendwie
zur erleuchtung zu gelangen.
sie sucht sich einen
kleinen hügel auf einer waldlichtung aus, macht es sich im schlafsack
bequem, über ihr millionen sterne, ein samtblauer himmel und sonst nur
stille. sie nuckelt ein bisschen an ihrem wein und schläft ein.
plötzlich
wird die unsanft geweckt und erschrickt - ein mann steht vor ihr! der
aber ist genauso geschockt, dass er mitten in der nacht, mitten im wald,
über eine vor ihm am boden liegende frau stolpert.
nun,
nach dem ersten schreck kommen die beiden ins gespräch. er ist im
urlaub erzählt er, und mit fernglas etc. unterwegs um die nachttiere zu
sehen oder sowas ähnliches und dann macht er es sich neben ihr bequem,
bietet ihr schnaps und speck an, sie revanchiert sich mit wein.
sie
reden über die Göttin und die welt und dann verbringen die beiden eine
liebesnacht sozusagen im 7.himmel mit pauken und trompeten, grad so wie
sie beide die liebe noch nie erlebt hatten.
als die sonne aufgeht trennen sie sich ohne sentimentalität- sie wissen, dass ein solches erlebnis nicht wiederholbar ist
gute geschichte, was ?