Dienstag, 2. Dezember 2008

GINA,


jeder magische rabe erinnert mich immer an Gina.
Gina war die geschickteste zauberin, der ich je begegnet bin. nämlich zauberkünstlerin im wahrsten sinn des wortes. sie taucht eines tages am hexenstammtisch auf, bildschön, plaudert charmant, ist witzig und ganz nebenbei will sie unbedingt unser altes handwerk bei mir lernen und in den nächsten kurs einsteigen. also macht sie beim anfängerkurs mit und über kurz oder lang ist klar, dass sie alle, einschließlich mich als lehrerin, mit ihren außergewöhnlichen magischen fähigkeiten überholt und meilenweit übertrifft.
sie brauchte offensichtlich nur den sogenannten schubs in richtung theoretischem grungwissen, damit sie ihrem talent und ihrer kunst auch vertrauen und sie sinnvoll einsetzen kann.
was immer eine, ich zum beispiel, gewünscht oder gebraucht hat, gina hat es „materialisiert“. was immer für ideen aufgetaucht sind, gina hat sie in die tat umgesetzt.
ich schreibe von ihr in der vergangenheitsform, denn ich hab sie lange nicht mehr gesehen. wir waren oder besser sind uns in einer seltsamen karmischen weise zu wesensverwandt um es länger miteinander auszuhalten und so trennten sich unsere wege, aber sie bleibt natürlich auf spannende weise in meiner erinnerung.
ihre magie war ganz natürlich und unspektakulär wie selbstverständlich.
so raisoniere ich eines tages, als wir im auto unterwegs zu einem ritual im wald waren, dass zum verwehen des räucherwerks ein ganzer raubvogelflügel besser wäre, als meine einzelne adlerfeder. ein paar minuten später bremst sie den wagen und bleibt stehen, weil vor dem auto mitten auf der straße der ganze flügel eines bussards liegt.
oder wir unterhalten uns über die hahnenkralle der Luisa Francia während wir uns zum trommeln hinhocken und ich erzähle, dass die alten zum trommeln hirschbeine samt fell verwendet hätten, da läutet es an der tür, draußen steht ein wildhändler und bietet uns unter anderem hirsch oder rehbeine und hahnenkrallen an, genau die, von denen eben die rede war.
ich behaupte, dass Ayurveda und Tantra am besten vorort und zwar auf Sri Lanka gelehrt wird, und am nächsten tag ist Gina unterwegs nach – eben Sri Lanka. ich schlage ganz nebenbei vor, irgendeinmal sozusagen mit vereinten kräften könnten wir einen Göttinnen-tempel zu bauen - Gina hat ihn bereits gebaut.
solche und ähnliche "zauberkunststücke "gab es in den zwei jahren unserer freundschaft unzählige und die artefakte sind manifest und einige besitze ich noch.
sie wünscht sich zur hochzeit ein schloss und er hat ihr ein schloss gebaut, sie wünscht dies und das und alles geschieht genau so wie sie es will.
es war einfach überwältigend. aber als sie dann in ihr kleines reich eine legion von schutzgeistern aus anderen welten geholt hat, wurde es mir einfach zuviel. es waren ziemlich radikale und militante wesen die Gina vor allem und jedem, auch vor mit, beschützen wollten und gegen die wollte ich ganz einfach nicht ankämpfen.
Gina selber ist ihre magie auch über den kopf gewachsen und sie hat gleich nach unserer trennung einen ganz bürgerlichen job angenommen, um ebenfalls von diesem zauber- teufels- kreis loszukommen. ich hoffe, es ist ihr gelungen!
da fällt mir noch eine schöne geschichte der magischen Gina ein:eines tages war sie niedergeschlagen und traurig. auf meine frage meint sie, dass ihr die lebenslust und vor allem die lust am sex abhanden gekommen sei. irgendwie findet sie besonders ihr liebesleben langweilig und so schrecklich vorhersehbar. also will sie etwas dagegen oder dafür machen, und so beschließt sie kurzerhand auf visionssuche zu gehen.
sie packt ihren schlafsack und eine flasche rotwein und macht sich auf, um unter freiem himmel die ganze nacht lang zu meditieren, die Göttin zu rufen oder sonst irgendwie zur erleuchtung zu gelangen.
sie sucht sich einen kleinen hügel auf einer waldlichtung aus, macht es sich im schlafsack bequem, über ihr millionen sterne, ein samtblauer himmel und sonst nur stille. sie nuckelt ein bisschen an ihrem wein und schläft ein.
plötzlich wird die unsanft geweckt und erschrickt, - ein mann steht vor ihr! der aber ist genauso geschockt, dass er mitten in der nacht, mitten im wald, über eine vor ihm am boden liegende frau stolpert.
nun, nach dem ersten schreck kommen die beiden ins gespräch. er ist im urlaub erzählt er, und mit fernglas etc. unterwegs um die nachttiere zu sehen oder sowas ähnliches und dann macht er es sich neben ihr bequem, bietet ihr schnaps und speck an, sie revanchiert sich mit wein.
sie reden über die Göttin und die welt und dann verbringen die beiden eine liebesnacht sozusagen im 7.himmel mit pauken und trompeten, grad so wie sie die liebe noch nie erlebt hatten.
als die sonne aufgeht trennen sie sich ohne sentimentalität- sie wissen beide, dass ein solches erlebnis nicht wiederholbar ist